Wie ich bereits angekündigt hatte folgt hier ein weiterer
Post zu generellen Eigenschaften von Japanern.
Der Begriff „Honne“ meint die eigene Meinung, Überzeugung
oder die echten Gedanken einer Person. Der Begriff „Tatemae“ meint hingegen die
Handlung dieses Menschen, die sich sehr vom Honne unterscheiden kann.
Tatemae wird zumeist durch die Meinung der Gesellschaft oder
der Gesprächspartner beeinflusst. Das hauptsächliche Ziel ist es Konflikte oder
Meinungsverschiedenheiten zu vermeiden. Und sich damit konform mit der
Gesellschaft zu bewegen.
Ich denke, dass dieses Konzept am besten als „Eigene
Gedanken und Handlung nach außen“ zusammengefasst werden kann. Auch bin ich der
Meinung, dass man dieses Konzept in nahezu jeder Gesellschaft beobachten kann.
Da es oft einfach nicht angebracht ist die wahre Meinung zu äußern. Allerdings
ist es schon ein Statement für sich, dass es in Japan für diesen Sachverhalt
explizite Wörter gibt, die mehr Aussage haben als die sechs Wörter die ich im
deutschen dafür gewählt habe.
Unter Japanern verursacht dieses Konzept kaum Probleme, denn
jeder kennt dieses von Kindheit an. In Kontakt mit anderen Kulturen wird es
allerdings schwierig. Es werden oft Phrasen verwendet die auf mich (und ich denke
für die meisten westlichen Menschen) eher positiv wirken, welche allerdings ein
klares Zeichen für eine negative Einstellung sind. Hier einige Beispiele dazu:
-
むずかしい です (muzukashii desu): Es ist schwierig.
-
きびしい です (kibishii desu):Es ist anstrengend.
-
まえむき です (meamuki desu):Ich
denke positiv über die Sache.
-
じかん を かけて ぎろん する (jikan o kakete gilon suru): Es
braucht Zeit das zu diskutieren.
Wir haben in der Gesprächsrunde meist das Beispiel einer
Vertragsverhandlung zwischen einem Japaner und einer westlichen Personen
herangezogen. Wenn nun eine dieser Phrasen im Gespräch fällt ist damit mit fast
kompletter Sicherheit ein klares „Nein“ gemeint. Ich würde, ohne das Wissen
über Honne und Tatemae, allerdings denken, dass der grobe Rahmen in Ordnung
ist, aber noch über Details verhandelt werden muss.
Das große Problem was ich nun sehe ist, dass wenn eine
solche Phrase beim Zuhörer nicht richtig ankommt, dass dieser immer noch eine
sehr positive Einstellung hat und sich nach einigen Tagen wundert warum keine
Reaktion mehr vom Verhandlungspartner folgt. Von dessen Seite waren die
Verhandlungen aber schon längst beendet. Und damit ist der Versuch die Harmonie
zu bewahren komplett nach hinten losgegangen, da der westliche
Verhandlungspartner im nachhinein wahrscheinlich verärgert ist und er viel
lieber direkt ein wortwörtliches „Nein“ gehört hätte.
Zu allerletzt hatte der Lehrer die Frage in den Raum
gestellt, ob Japaner unter diesem Aspekt Lügner sind. Auch ich lasse diese
Frage einfach mal offen im Raum stehen.
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