Dieser Post ist der
Anfang einer Serie über die wesentlichen Eigenschaften von Japanern. Die
Einteilung in die einzelnen Begriffe kommt vom Präsidenten des International
Student Office. Mit ihm haben wir fünf Termine an denen er uns versucht die
Mentalität der Japaner nahe zu bringen. Mein Wissen basiert zum einen auf
diesen Terminen und zum anderen auf eigenen Nachforschungen.
In diesem Post möchte
ich die erste Eigenschaft die wir besprochen haben beschreiben. Diese heißt 根回し (Nemawashi).
Nemawashi ist der informelle Vorgang alle betroffenen Personen bei einer
Entscheidung zu beachten. Bei diesem Vorgang wird keine Entscheidung getroffen,
sondern es werden nur Meinungen ausgetauscht und Möglichkeiten besprochen.
Dabei wird in der Regel keine Diskussion stattfinden. Ziel von Nemawashi ist es
einen Konsens zwischen den beteiligten Personen zu bilden. Nachdem die Phase
des Nemawashi abgeschlossen ist kann der eigentliche Termin zum treffen der
Entscheidung angegangen werden. Bei diesem sind dann auch Diskussionen
angemessen (zu Diskussionen ist auch „Honne und Tatemea“ interessant, dies wird
in einem nächsten Post erläutert werden).
Nemawashi ist in den
meisten Fällen kein einzelner Termin. Es ist eher eine Reihe von Treffen. Diese
treffen findet oft auch auf verschiedenen Hierarchieebenen statt. Die Treffen
können zum einen sehr informell beim zwischen Tür und Angel, beim Golfen oder
auch formell bei einem Essen stattfinden. Durch die Konsensbildung ist es wohl
auch möglich bei einem Vorgesetzten „einen Gut zu haben“, wenn die eigene
Meinung nicht beachtet wurde oder beachtet werden konnte. So, dass ein Gefallen
zu einem späteren Zeitpunkt explizit eingefordert werden kann.
Der Vorteil dieses
Vorgehens liegt eindeutig auf der Hand: Alle betroffenen haben die Möglichkeit
sich in den Entscheidungsprozess einzubringen. Auch sollte Nemawashi beachtet
werden, wenn in Japan Verhandlungen erfolgreich verlaufen sollen. Die Nachteile
sind jedoch nicht zu unterschlagen. Dieser Prozess dauert meist sehr lange, so
dass Entscheidungen größerer Tragweite schon einmal 1 bis 2 Jahre in Anspruch
nehmen können (das war die Formulierung des Präsidenten). Auch kommt es wohl
bei Verhandlungen mit ausländischen
Firmen oft zu Missverständnissen, da es für die nicht japanische Firma oft so wirkt
als ob es nicht voran geht und nur um den heißen Brei herumgeredet wird.
In den nächsten Teilen
werde ich noch über 本音と建前 (Honne und Tatemae), über 恩、義植、人情 (Onn, Giri und Ninjou), über nonverbale Kommunikation und über 割り勘(Warikan) schreiben.
Interessant!
AntwortenLöschenIch finde ja sowas eigentlich nicht schlecht, man darf es nur nicht übertreiben!
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