Donnerstag, 19. September 2013

根回し (Nemawashi)

Dieser Post ist der Anfang einer Serie über die wesentlichen Eigenschaften von Japanern. Die Einteilung in die einzelnen Begriffe kommt vom Präsidenten des International Student Office. Mit ihm haben wir fünf Termine an denen er uns versucht die Mentalität der Japaner nahe zu bringen. Mein Wissen basiert zum einen auf diesen Terminen und zum anderen auf eigenen Nachforschungen.

In diesem Post möchte ich die erste Eigenschaft die wir besprochen haben beschreiben. Diese heißt 根回し (Nemawashi). Nemawashi ist der informelle Vorgang alle betroffenen Personen bei einer Entscheidung zu beachten. Bei diesem Vorgang wird keine Entscheidung getroffen, sondern es werden nur Meinungen ausgetauscht und Möglichkeiten besprochen. Dabei wird in der Regel keine Diskussion stattfinden. Ziel von Nemawashi ist es einen Konsens zwischen den beteiligten Personen zu bilden. Nachdem die Phase des Nemawashi abgeschlossen ist kann der eigentliche Termin zum treffen der Entscheidung angegangen werden. Bei diesem sind dann auch Diskussionen angemessen (zu Diskussionen ist auch „Honne und Tatemea“ interessant, dies wird in einem nächsten Post erläutert werden).

Nemawashi ist in den meisten Fällen kein einzelner Termin. Es ist eher eine Reihe von Treffen. Diese treffen findet oft auch auf verschiedenen Hierarchieebenen statt. Die Treffen können zum einen sehr informell beim zwischen Tür und Angel, beim Golfen oder auch formell bei einem Essen stattfinden. Durch die Konsensbildung ist es wohl auch möglich bei einem Vorgesetzten „einen Gut zu haben“, wenn die eigene Meinung nicht beachtet wurde oder beachtet werden konnte. So, dass ein Gefallen zu einem späteren Zeitpunkt explizit eingefordert werden kann.

Der Vorteil dieses Vorgehens liegt eindeutig auf der Hand: Alle betroffenen haben die Möglichkeit sich in den Entscheidungsprozess einzubringen. Auch sollte Nemawashi beachtet werden, wenn in Japan Verhandlungen erfolgreich verlaufen sollen. Die Nachteile sind jedoch nicht zu unterschlagen. Dieser Prozess dauert meist sehr lange, so dass Entscheidungen größerer Tragweite schon einmal 1 bis 2 Jahre in Anspruch nehmen können (das war die Formulierung des Präsidenten). Auch kommt es wohl bei Verhandlungen mit  ausländischen Firmen oft zu Missverständnissen, da es für die nicht japanische Firma oft so wirkt als ob es nicht voran geht und nur um den heißen Brei herumgeredet wird.


In den nächsten Teilen werde ich noch über 本音と建前 (Honne und Tatemae), über 恩、義植、人情 (Onn, Giri und Ninjou), über nonverbale Kommunikation und über 割り勘(Warikan) schreiben.

2 Kommentare: